Koker-Medaille für das Jahr 2002

 

 

 

Der Vorstand des Vereins Deutscher Kokereifachleute e.V. und die Jury zur Vergabe der Koker-Medaille haben einstimmig beschlossen, die

 

Koker-Medaille 2002

 

Herrn Dipl.-Ing. Dr. Wilhelm Kandler

 

aus Linz in Österreich zu verleihen.

 

 

 

Herr Dr. Kandler ist am 30. Juli 1938 in Seekirchen, Land  Salzburg, Österreich, geboren. Er ist seit dem Jahr 1965 verheiratet und hat zwei Söhne.

 

Nach dem Besuch der Grundschule im Heimatort Seekirchen und des humanistischen Gymnasiums in Salzburg legte er im Juli 1957 die Reifeprüfung mit Auszeichnung ab. Anschließend ging er zum Studium der technischen Chemie an die Technische Universität in Wien. Dort legte er die 2. Staatsprüfung zum Diplom-Ingenieur im Dezember 1964 ab. Seine Dissertation fertigte er am Institut für analytische Chemie und Mikrochemie der Technischen Universität Wien an und promovierte im Juni 1967 zum Doktor der technischen Wissenschaften.

 

 

Seine berufliche Laufbahn begann Herr Dr. Kandler im März 1964 als wissenschaftliche Hilfskraft und von Januar 1965 bis Dezember 1968 als Hochschulassistent am Institut für analytische Chemie und Mikrochemie der Technischen Universität Wien im Lehrbetrieb und in der Forschung. Der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeiten lag dabei auf dem Gebiet der metallkundlichen Analyse.

 

Am 1. Dezember 1968 trat er in die Dienste der VOEST-ALPINE AG ein, und zwar als Chemiker für Sonderaufgaben im „Organischen Laboratorium“. Vielfältige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf den Gebieten analytische Chemie, Kohlechemie, Kokereitechnik, Kokerei-Nebenprodukte, Aromatenchemie, Teerverarbeitung, Tribologie, Metalloberflächenbehandlung, Korrosionsschutz und Umweltchemie waren die besonderen Aufgaben während dieser Zeit.

 

In den Jahren 1980 bis 1986 war Herr Dr. Kandler Betriebsleiter der Abteilung  „Organische Laboratorien und Umweltanalytik“ mit fachlicher Gesamtverantwortung für die chemischen Laboratorien der VOEST-ALPINE AG am Standort Linz.


Im Dezember 1986 trat er dann in die Hauptabteilung „Kohle-Chemie“ mit den Produktionsbetrieben Kohlenaufbereitung, Verkokung, Gas- und Abwasserreinigung, Benzolfabrik und Teerdestillation, also in die Kokerei Linz ein. Er übernahm die Leitung dieses Bereiches am 1. Dezember 1987. Am 1. Dezember 1990 wurde er zum Betriebsdirektor und am 1. Januar 1996 zum Direktor der VOEST-ALPINE STAHL LINZ GmbH ernannt.

 

Seit dem 1. August 1998 ist Herr Dr. Kandler im Ruhestand.

 

 

30 Jahre lang war Herr Dr. Kandler an hervorragender Stelle bei der VOEST ALPINE in Linz tätig.

 

Nachdem er sich zu Anfang seiner Tätigkeit besondere Verdienste bei der Modernisierung und beim Neubau der organischen Laboratorien sowie beim Aufbau einer  modernen Umweltanalytik in der Hütte Linz erworben hatte, wurde er mit einer für den Standort der Hütte Linz lebenswichtigen Aufgabe betraut. Besonders aus wirtschaftlichen Gründen war es  notwendig, die große, nicht mehr zeitgemäße Kokerei mit Benzolfabrik und Teerdestillation in eine kompakte Hüttenkokerei überzuführen. Dies geschah im wesentlichen durch Konzentration der Koksproduktion auf eine modern ausgestattete, allen Anforderungen des Umweltschutzes entsprechende Ofengruppe mit fünf neu errichteten Koksbatterien. Bei allen Rationalisierungs- und Modernisierungsmaßnahmen konnte dabei besonders der unvermeidbare Personalabbau sozial verträglich und ohne Kündigungen bewerkstelligt werden.

 

Auch die Gas- und Abwasserreinigungsanlagen mussten fast vollständig erneuert und ebenfalls den strengen Sicherheits- und Umweltvorschriften angepasst werden.

 

Die weitestgehende Absenkung der Emissionen entsprechend dem Stand der Technik und die bestmögliche Absicherung gegen umweltrelevante Störfälle haben dazu geführt, dass in den letzten Jahren die Kokerei weder seitens der Behörden noch der Bevölkerung irgendwelchen Angriffen ausgesetzt war. Somit konnte der Nachweis erbracht werden, dass es heute grundsätzlich möglich ist, eine Kokerei auch in dicht besiedeltem Gebiet zu betreiben. Geholfen hat hier besonders auch die Entwicklung eines neuen Füllgas-Absaugsystems zum emissionsarmen Füllen der Koksöfen mit Hilfe von stationären, mit Stickstoff beaufschlagten Überleitrohren und Maßnahmen zur Erhöhung des SO2-Umsatzes bei der Schwefelsäureerzeugung  nach dem Einfachkatalysator-Verfahren zur Erreichung der von der TA-Luft geforderten Abgasgrenzwerte. Besonders zu nennen ist hier auch die Erarbeitung der Grundlagen und die technische Umsetzung der gemeinsamen biologischen Reinigung des Kokereiabwassers mit den kommunalen Abwässern der Stadt Linz.


Von grundsätzlicher Bedeutung für die Hütte Linz war und ist die Optimierung der Koksqualität, besonders unter Einsatz der frachtgünstig verfügbaren Kohlen aus Tschechien und aus Polen. Hier wurde unter der Leitung von Herr Dr. Kandler ein neues statistisches Auswerteverfahren zur Vorausbestimmung der Koksqualität entwickelt, wobei die qualitative und vor allem die wirtschaftliche Bewertung im Vordergrund stand. Zu erwähnen sind auch umfangreiche Untersuchungen zur Optimierung der Beheizung, der Beölung der Kohle und zur Erhöhung der Schüttdichte der Einsatzmischung. Durch die laufende Optimierung der Einsatzmischung und des Ofenbetriebes konnte die Qualität des Hochofenkokses wesentlich verbessert werden. Besonders wichtig war dabei die Anhebung des CRI-Wertes auf ein für den sicheren Hochofenbetrieb ausreichendes Maß.

 

Außerdem hat Herr Dr. Kandler durch umfangreiche Laborversuche zur Feinst-Reinigung von Kokereibenzol und durch mannigfaltige Entwicklungsarbeiten in der Teerdestillation einen wesentlichen Beitrag zum wirtschaftlichen Betrieb der für die Kokerei Linz so wichtigen Verarbeitung der Kohlenwertstoffe.geleistet.

 

Der Hinweis auf über 30 Veröffentlichungen, zahlreiche Vorträge und Referate sowie auf mehrere einschlägige Patente vervollständigt sein bedeutendes Schaffen für die Kokereitechnik.

 

 

Herr Dr. Kandler hat sich auch in der  Gemeinschaftsarbeit verdient gemacht. Er hat erfolgreich in der Gesellschaft Österreichischer Chemiker, in der Eisenhütte Österreich, im Deutschen Kokereiausschuss und im Europäischen Kokereiausschuss mitgearbeitet, hier vor allem in der Arbeitsgruppe Umweltschutz. Vom November 1995 bis November 1997 war er Vorsitzender des Europäischen Kokereiausschusses. Sehr frühzeitig hat er sich darum bemüht, die Integration der osteuropäischen Kollegen in den Kreis der europäischen Koker voranzutreiben. So hat er die Kontakte zu den Kokereifachleuten des ehemaligen Ostblocks geknüpft. Auf seine maßgebliche Initiative hin ist die Erweiterung des Europäischen Kokereiausschusses vorangetrieben worden.

 

 

Jahrzehntelang hat er erfolgreich mit dem Kokereitechnikum der Deutschen Montan Technologie, Essen, und dem Europäischen Entwicklungszentrum für Kokereitechnik zusammengearbeitet. Von Mai 1995 bis Juli 1998 war er Mitglied des Beirates des Entwicklungszentrums als Vertreter der europäischen Minderheiten-Beteiligungsgesellschaften.

 

 

Wegen seiner Verdienste um die Republik Österreich ist Herr Dr. Kandler mit dem Silbernen Ehrenzeichen ausgezeichnet worden.

 

 

Mit der Verleihung der Koker-Medaille an Herrn Dr. Kandler ehrt der Verein Deutscher Kokereifachleute einen hervorragenden Kokereifachmann, der durch seine Persönlichkeit und sein Fachwissen wesentlich zur Entwicklung der Kokereitechnik in Österreich beigetragen hat. Ihm ist es besonders zu verdanken, dass die Erweiterung des Europäischen Kokereiausschusses um osteuropäische Mitglieder schnell und umfassend gelungen ist.