Koker-Medaille für das Jahr 2009
Der Vorstand des Vereins Deutscher Kokereifachleute e.V. und die Jury zur Verleihung der Koker-Medaille haben einstimmig beschlossen,
mit der Koker-Medaille 2009
auszuzeichnen.
Herr Killich ist ein Kind des Saarlandes, geboren am 07.August 1946 in Quierschied, aufgewachsen in Sulzbach, einem Bergbaustädtchen an der Saar, dem Standort der Kokerei Altenwald. Er ist verheiratet und hat einen Sohn.
Nach dem Abitur am Knabenrealgymnasium in Sulzbach, nach Ableisten des Wehrdienstes und eines Praktikums studierte er vom WS 1970 bis zum WS 1975 an der TU Karlsruhe Allgemeinen Maschinenbau und schloss mit der Diplom-Prüfung ab. Am Institut für Strömungsmaschinen bei Prof. Marcinowski hat er seine Diplomarbeit mit dem Thema „Experimentelle Untersuchung der Radseitenreibung bei hochviskosen Flüssigkeiten mit temperaturabhängiger Viskosität im Bereich der laminaren Grenzschichtströmung“ gefertigt.
Am 01. Juli 1976 ist er bei den Saarbergwerken AG,
Abt. Kokereien, eingestellt worden. Nach zwei Jahren Tätigkeit als
Projektingenieur in der Neubauabteilung Kokereien wechselte er dann zur Kokerei
Fürstenhausen. Dort begann eine intensive Beschäftigung mit dem Stampfbetrieb:
Er entwickelte und betrieb mehrere Versuchsstände zur Untersuchung des
Stampfvorgangs und der die Stabilität des Kohlekuchens beeinflussenden
Parameter Kokskohlenqualität, Körnung und
Wassergehalt sowie der Optimierung der Betriebsmaschinen für den
6 – m - Stampfbetrieb. Dabei betreute er auch einige
Diplom- und Doktorarbeiten. Am 1. Januar 1979 wurde er mit der
Leitung des mechanischen und elektrischen Erhaltungsbetriebes der Kokerei und
der Benzolaufbereitungsanlage Fürstenhausen betraut. Mit Wirkung vom 10. Oktober
1981 wurde er zum Betriebsführer bestellt. Gleichzeitig war er
mitverantwortlich für die Instandhaltung der gemeinsam mit der Firma
Dr. C. Otto betriebenen Versuchsanlage zur Kohledruckvergasung.
Im August 1982 wurde er zur Zentralkokerei Saar (ZKS) als Projektleiter für die Vergabe, Planung, Montage und Inbetriebnahme der Kokereimaschinen und der Zentralen Filteranlage abgestellt. Die Zeit war geprägt von ständigen Herausforderungen zur Weiterentwicklung der Stampftechnik. Er hatte wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der größten Koksöfen im Stampfbetrieb weltweit, damit auch auf den größten Kohlekuchen mit den Abmessungen 6 m x 0,45 m x 16 m und einem Gewicht von 48 t. Dazu wurden die größten Stampfmaschinen weltweit mit den Maßen 22 m x 22 m x 22 m und einem Gewicht von 1300 t und damit wohl auch die größten Kokereimaschinen weltweit gebaut. Das alles in einer äußerst kurzen Planungs- und Bauzeit von insgesamt nur zwei Jahren. Vom Ersten Spatenstich für die Batterien bis zur Inbetriebnahme vergingen nur 18 Monate. Der Erste Koks der ZKS wurde am 5. Mai 1984 gedrückt.
In den Jahren 1984 bis 1986 war er Betriebsführer der ZKS und Assistent des technischen Geschäftsführers. Im Jahre 1986 wurde er dann zum Leiter der ZKS ernannt. Gleichzeitig wurde ihm Prokura erteilt.
In dieser Zeit waren wesentliche Aufgaben die Optimierung des maschinellen Stampfbetriebs und die Optimierung der Kohleneinsatzmischung zur Anpassung der Koksqualität an heutige Ansprüche. So war es nicht verwunderlich, dass er nach der Schließung des Kokereitechnikums Fürstenhausen der Initiator der Zusammenarbeit mit dem Centre de Pyrolyse de Marienau (CPM) und der späteren 25%-Beteiligung der ZKS an CPM war. Dort war er später auch Mitglied des Verwaltungsrates.
In den Jahren veränderte sich die Kohlenbasis völlig. Die Kohlemischung wurde letztlich geändert von einem 100 % igen Einsatz deutscher Kohle, davon über 70 % Saarkohle, auf schließlich 100 % igen Einsatz von Importkohle.
Zum Tagesgeschäft gehörte, dass sich Herr Killich zusammen mit einem kleinen Team von Kokereimitarbeitern um die Lösung von Problemen im Feuerfestbereich der Koksofenbatterien mit der Entwicklung von Reparaturverfahren für die Koksöfen unter anderem mit Fused-Silika, mit der Einführung des Sandstrahlens vor dem keramischen Schweißen und mit der Entwicklung eines Reparaturtunnels zum Instandsetzen von heißen Ofenwänden beteiligte.
Die Entwicklung und die Inbetriebnahme von betriebsinternen Systemen wie zum Beispiel die Überwachung der Koksendtemperatur, der Kräfte beim Drücken des Kokses und das Setzen der Kohlekuchen, das automatische Löschen von Glutnestern auf der Koksrampe und viele weitere Entwicklungen standen unter seiner Leitung.
Im Jahre 2001 wechselte er dann weiterhin als Leiter der ZKS mit einem Fünf-Jahres-Vertrag zur AG der Dillinger Hüttenwerke (DH). Im Jahre 2007 trat er dann in die Freistellungsphase der Altersteilzeit. Im Jahre 2008 ging er in den Ruhestand. In dieser Zeit hatte er eine beratende Tätigkeit bei der Sanierung der ZKS.
Immer hat Herr Killich verstanden, die sich aus der schwierigen Firmenstruktur - 49 % Beteiligung des Saarbergbaus durch die Saarberg AG und zweimal 25,5 % der Saarhütten mit unterschiedlichen Interessen von Bergbau und Hütten – ergebenden Aufgaben zu meistern. Die Forderungen nach einem hohen Anteil von Saarbergkohle am Kokereieinsatz und die nach höchster Koksqualität für die Saarhütten waren in Einklang zu bringen.
In all den Jahren hat Herr Killich mehrere Veröffentlichungen zum Thema Stampftechnik gemacht. Er war auch wesentlich beteiligt bei der Formulierung des Kapitels „Die Verkokung im Stampfbetrieb“ in „Koks - Geschichte eines Wertstoffes.
Durch seine Beratertätigkeit für Saarberg Interplan unter anderem in Polen, Tschechien, Slowakei, Südafrika, USA, in der ehemaligen UDSSR, Ukraine und Indien, um nur einige Länder zu nennen, hat er einen wesentlichen Anteil daran, dass die im Saarland entwickelte Technik der Verkokung im Stampfbetrieb weltweit einen hohen Entwicklungsstand erreicht hat.
Daneben hat sich Herr Killich als Mitglied des Deutschen Kokereiausschusses und der Unterausschüsse und deren Arbeitskreisen, unter anderem als Leiter der Arbeitsgruppe Kokereiinstandhaltung, als Mitglied des Französischen Kokereiausschusses und im European Coke Committee, dort vor allem in der Arbeitsgruppe Data Exchange, hat er sich einen großen Namen in der Gemeinschaftsarbeit gemacht.
Von Anbeginn an ist er Mitglied des Vereins Deutscher Kokereifachleute (VDKF) (Mitgliedsnummer 021) und hat dort als Vorstandsmitglied und als Mitglied der Jury für die Verleihung der Kokermedaille auch einen großen Beitrag an der Vereinsarbeit geleistet.
Mit Herrn Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Killich ehrt der Verein Deutscher Kokereifachleute einen herausragenden Koker, der sich hohe Verdienste um die Weiterentwicklung des Stampfverfahrens, um die Erhaltung der Produktivität der Zentralkokerei Saar sowie um die Förderung der Gemeinschaftsarbeit in Europa erworben hat.