Koker-Medaille für das Jahr 2006
Der Vorstand des Vereins Deutscher Kokereifachleute e.V. und die Jury zur Verleihung der Koker-Medaille haben einstimmig beschlossen,
Herrn Dipl.-Ing. Wolf-Dieter Koßke
mit der Koker-Medaille 2006
auszuzeichnen.
Wolf-Dieter Koßke, geboren am 30. August 1930 in Dortmund, repräsentiert in idealer Weise das Berufsbild des Ingenieurs. Die enge Beziehung zur Technik beginnt schon in früher Kindheit, geknüpft durch den Beruf des Vaters bei der Deutschen Reichsbahn bzw. Bundesbahn. Die durch die Wirren des ausgehenden Zweiten Weltkrieges hervorgerufenen Schulausfälle nutzt er zum Erwerb handwerklicher Kenntnisse. Die gründliche Ausbildung als Maschinenbauer und das Studium an der Staatlichen Ingenieurschule Dortmund in der Fachrichtung Bergwerksmaschinen absolviert er in kürzest möglicher Zeit mit hervorragenden Ergebnissen.
Herr Koßke hat am 01. Juli 1953, also unmittelbar nach Beendigung des Studiums, seinen Berufsweg als Führungskraft im Kokereiwesen mit der Einstellung als Gas- und Koksmeister auf der Kokerei Kaiserstuhl II der Hoesch Bergwerks Aktiengesellschaft, Dortmund, begonnen und bis zum Eintritt in den Ruhestand fortgeführt. Er hat in kurzer Folge sämtliche Hierarchieebenen bis zur technischen Leitung mehrerer Kokereien durchlaufen.
Am 1. Januar 1970 erfolgten Bestellung und Beförderung zum Betriebsführer der Kokerei Kaiserstuhl II nach der Übernahme der Kokerei durch die Ruhrkohle AG.
Am 01. April 1975 wurde er Kokereileiter mit wechselnden Zuständigkeiten in der Bergbau AG Dortmund und in der Bergbau AG Westfalen. Kokereien mit klangvollen Namen, wie Emscher-Lippe 1/2, Emscher-Lippe 3/4, Gneisenau, Kaiserstuhl und Minister Stein sowie Heinrich Robert und Westfalen gehörten zu seinem Verantwortungsbereich.
Von den vielen zusätzlichen Aufgaben, die Herr Koßke neben seiner normalen Tätigkeit stets mit großer Sorgfalt und Begeisterung für seinen Beruf ausgeführt hat, seien nur wenige genannt. Anfang der 70er Jahre entwickelte er in Zusammenarbeit mit dem Kollegen Anuth ein Reparaturverfahren für einzelne Koksofenwände mit Hilfe von Isolierwänden und wendete das Verfahren erstmals an der Wand 7 der Batterie A der Kokerei Kaiserstuhl II an. Nach diesem Verfahren führten anschließend die Firmen Didier und Dr. C. Otto abschnittsweise die Grundreparaturen der Batterien A und B der Kokerei Kaiserstuhl II durch.
Zur gleichen Zeit entwickelte er eine Methode zur graphischen Ermittlung von Explosionsgrenzen von Gasgemischen auf der Grundlage der Veröffentlichung von Dr. Karl Drekopf aus dem Jahre 1989 mit dem Ziel, den zulässigen Sauerstoffgehalt im Stickstoff für das Gasfreimachen von Leitungen zu bestimmen
Zu der Zeit war er auch Mitglied des Arbeitskreises des Landesoberbergamts Dortmund, des Rheinisch – Westfälischen Technischen Überwachungsvereins (RWTÜV), Essen, und der Betreiber von Kokereien zur Ausarbeitung der Richtlinien für die Außerbetriebnahme, das Öffnen und die Wiederinbetriebnahme von Leitungen und Apparaten für brennbare Gase.
Herr Koßke ist Miterfinder eines Verfahrens zur Feinreinigung von Koksofengas, das den Bau einer Natronlauge-Schwefelwasserstoff-Feinreinigung im Hochdruck auf dem Gelände der Kokerei Minister Stein ermöglichte. Dieses Verfahren wurde als Patent angemeldet. Es war für den Weiterbetrieb der Kokerei Kaiserstuhl II und später auch für den Betrieb der Kokerei Kaiserstuhl III unverzichtbar.
Er war Mitglied des Ausschusses zur Erarbeitung eines neuen Planes für das Gasschutzwesen bei der Hauptstelle für das Grubenrettungswesen, Essen, und Mitglied des Arbeitskreises „Sicherheitsregeln für Kokereien“ der Bergbau Berufsgenossenschaft, Bochum.
Er hielt Vorträge zum Thema „Technischer Entwicklungsstand und Probleme der Steinkohlenverkokung“ und zum Thema „Abfallprobleme in Kokereien und Tagesbetrieben und beispielhafte Lösungen“ bei den Seminaren für Betriebsführung im Übertagebereich der Westfälischen Berggewerkschaftskasse, Bochum.
Anfang der 80er Jahre war Herr Koßke Mitglied der Arbeitsgruppen „Richtlinie VDI 3463 Emissionsminderung - Drücken von Koks“ und „Richtlinie VDI 2302 Emissionsminderung - Füllen von Koksöfen“ der VDI-Kommission Reinhaltung der Luft.
Vom Jahre 1984 an wurde Herr Koßke neben seiner Tätigkeit auf den produzierenden Kokereien mehr und mehr mit den Planungen und mit der Durchführung der Stillegung von Kokereien seines Verantwortungsbereiches beauftragt. Die dabei gewonnenen Erfahrungen konnte er auch bei der Planung der Stillegung der Kokerei der Metallhüttenwerke Lübeck GmbH in Lübeck-Herrenwyk im Jahre 1990 und der Stillegung der Kokerei in Zwickau-Schedewitz, der ehemaligen Kokerei August Bebel in den Jahren 1991 und 1992 nutzen.
Im Jahre 1990 war Herr Koßke im Rahmen des Neubaus der Kokerei Kaiserstahl III zuständig für die Koordinierung der Arbeiten im Bereich der Kokerei Kaiserstuhl II mit der Neubauabteilung. Am 31. Dezember 1990 endete seine die Tätigkeit als Kokereileiter. Herr Koßke schied aus dem aktiven Beruf im Zusammenhang mit Stillegungsmaßnahmen der Ruhrkohle AG aus. Seine Mitarbeiter, mit denen er noch heute - mehr als fünfzehn Jahre nach Beendigung der beruflichen Tätigkeit - enge und freundschaftliche Beziehungen pflegt, kennen ihn als einen Vorgesetzten, der sich unter allen, oft schwierigen Umständen für ihre Belange eingesetzt hat. Seine Vorgesetzten rühmen seine immer wieder bewiesene Loyalität. Bei seinen Fachkollegen war er ein anerkannter, sehr geschätzter Kollege.
Die Sicherheit in den ihm unterstellten Betrieben hatte stets höchste Priorität. So verwundert es nicht, dass Herr Koßke sofort im Jahre 1955 in die Gasschutzwehr der Kokerei Kaiserstuhl II eintrat und bald deren Truppführer wurde. Seine Verdienste um die Gasschutzwehr wurden gewürdigt durch die Verleihung der Silbernen Ehrennadel im Jahre 1970 und der Goldenen Ehrennadel im Jahre 1975 durch die Hauptstelle für das Grubenrettungswesen in Essen. Im Jahre 1976 wurde ihm durch den Bundespräsidenten die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Er erfüllte eine große Anzahl von ehrenamtlichen Tätigkeiten. Davon seien nur wenige erwähnt.
Im Jahre 1963 trat er in den Verband Oberer Bergbeamter (VOB), des späteren Verbandes der Führungskräfte (VDF), ein und war bis zum Jahre 1989 der Sprecher der Betriebsgruppe Kaiserstuhl bzw. der Betriebsgruppe Kokereien.
Mit kurzer Unterbrechung ist er vom Jahre 1979 an bis heute Ehrenamtlicher Richter am Sozialgericht Dortmund
Wird die Koker-Medaille an ein Mitglied des VDKF verliehen, so werden damit auch dessen Verdienste für den Verein gewürdigt. Herr Koßke ist seit dem Jahre 1988 mit Engagement Mitglied im VDKF und leitete die Bereichsgruppe Ost. Heute ist er Mitlied der Jury zu Verleihung der Koker-Medaille und des Historiker-Kreises.
Wolf-Dieter Koßke hat sich in besonderer Weise auch für das vom VDKF mitgetragene Werk zur Geschichte des Kokereiwesens verdient gemacht. So gehörte er bald nicht nur zum Editorial-Board dieser umfangreichen Veröffentlichung, sondern er bearbeitete selbst den Bereich der "Mechanisierung der Maschinen- und Löschtechnik beim Ofenbetrieb" für Band 1 mit den Übersichtsartikeln. In Band 2 der Chronik stammen eine ganze Reihe der geschichtlichen Daten und Beschreibungen aus seiner Feder. Zudem hat er in mühevoller Arbeit die umfangreichen Sachregister beider Bände erstellt. Gerade letztere Aufgabe vollzog er mit der für ihn typischen Sachkenntnis und akribischen Genauigkeit, so dass diese Register als unverzichtbares Instrument für die Benutzerfreundlichkeit des gesamten Werkes gewürdigt werden.
Der Verein Deutscher Kokereifachleute e.V. (VDKF) ehrt mit der Koker-Medaille 2006 einen hervorragenden Koker, der sich in seiner aktiven Zeit um die Weiterentwicklung der Kokereitechnik und deren konsequente Umsetzung, um die Erhöhung der Sicherheit in den Betrieben und durch seinen steten Einsatz zum Wohle des Vereins Deutscher Kokereifachleute, auch noch in seiner Zeit als Rentner, große Verdienste erworben hat.
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