Der Vorstand des Vereins Deutscher Kokereifachleute e.V. und die Jury zur Verleihung der Koker-Medaille haben einstimmig beschlossen, die

 

Koker-Medaille 2011

 

Herrn Dr.-Ing. Joachim Strunk

 

aus Bottrop zu verleihen. Wir würdigen damit einen Kollegen, der sich durch sein weites berufliches Wirken einen Namen als anerkannter Fachmann erworben hat und wegen seiner Persönlichkeit über den Kreis der Kokereikollegen hinaus geschätzt wird.

 

Herr Dr. Strunk ist ein Kind des Ruhrgebiets, geboren am 22. Dezember 1950 in Wanne-Eickel.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte Dr. Strunk überwiegend im Stadtteil Eickel – an der Bahnlinie zwischen Zeche Hannover und Zeche Hannibal, wie er einmal selbst sagte. Da es zudem in seinem familiären Umfeld vielfältige Verbindungen zum Bergbau gab, waren somit beste Voraussetzungen dafür geschaffen, dass auch Joachim Strunk später einmal in dieser Branche tätig sein wird.

Seine Schulbildung erhielt Dr. Strunk an der Gustav-Adolf-Grundschule in Eickel und danach am Städtischen Gymnasium für Jungen in Wanne-Eickel, wo er im mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig im Jahr 1969 das Abitur ablegte. Hinsichtlich seines Berufswunsches nahm er sich zunächst eine Bedenkzeit, die er nach zweijährigem Wehrdienst als Reserveoffizier (Leutnant) abschloss.

Im Wintersemester 1971/72 begann Dr. Strunk dann das Studium der Chemietechnik an der Universität Dortmund, das er im Dezember 1976 mit einer Diplomarbeit zur Lichtstreuung an Kunststofffolien bei Professor Hinrichsen erfolgreich abschloss. Den Kontakt zum Bergbau hielt er in dieser Zeit aufrecht – und sei es auch nur, um in den Semesterferien den Unterhalt für sein Studium auf nahegelegenen Zechen und Kokereien aufzubessern. Und so überraschte es nicht, dass er am 1. Februar 1977 an der damaligen Bergbau-Forschung in Essen unter Anleitung von Professor Dr. Werner Peters eine Doktorarbeit begann mit dem Thema: „Wasserstoffgewinnung aus Kokereigas mit Hilfe der Druckwechseltechnik“ – eine Thematik, die ihm bei seinem späteren Wirken auf der Kokerei Prosper wieder einholte. Nicht nur bei den damaligen Mitdoktoranden, sondern auch bei vielen anderen, die ihm in den folgenden Berufsjahren begegneten, war Joachim Strunk bekannt für seine direkten, herzerfrischenden und manchmal auch selbstkritischen Töne. So wird aus seiner Promotionszeit der Spruch von ihm kolportiert: „Wenn das hier nichts wird, mach ich `ne Pommesbude auf“. Es wurde aber etwas, und so legte er im Mai 1981 am Institut für Brennstofftechnik in Aachen erfolgreich seine Promotionsprüfung ab. Auf einen Hinweis seines Doktorvaters bewarb sich Dr. Strunk anschließend erfolgreich bei der damaligen Ruhrkohle AG im Bereich der Kokereitechnik. In der von Dr. Nashan geleiteten Stabsabsabteilung P6 begann dann am 1. Juli 1981 in der Abteilung „Neubau und Weiterverarbeitung“ sein eigentlicher beruflicher Werdegang. Die reine Planungstätigkeit im Büro war nur von kurzer Dauer, nachdem ihm recht bald die Leitung eines betrieblichen Projektes übertragen wurde, nämlich die Umsetzung von Hochdruckkompressoren der Kokerei Gneisenau zur Kokerei Minister Stein. Seine Fähigkeiten und auch seine Begeisterung für die ihm gestellten Aufgaben konnte er anschließend in einer Vielzahl von erfolgreich abgewickelten Projekten unter Beweis stellen, so dass es nicht überraschen konnte, dass ihn Herr Dr. Bertling zum 1. Februar 1987 in die von ihm geleitete Werksdirektion Kokereien der BAG Lippe nach Gelsenkirchen holte. Ohne Ableistung der üblichen Einarbeitungsphase musste Dr. Strunk sich rasch den Problemen des realen Betriebes stellen. Dazu zählten die anstehende Inbetriebnahme von Batterie 5 auf der Kokerei Hassel sowie die Herausforderungen, die sich aus den Verbundbeziehungen zwischen den Kokereien, den Kraftwerken und der Petrochemie im Raum Gelsenkirchen ergaben. Dr. Strunk meisterte auch diese Hürden mit Bravour, wurde zum 1. Juli 1988 zum stellvertretenden Leiter der Kokerei Hassel berufen und empfahl sich im Jahr 1990 für neue Aufgaben im Dortmunder Raum, nachdem die Entscheidung zum Bau der Kokerei Kaiserstuhl III gefallen war. Zunächst wurde er am 1.1.1990 Betriebsführer auf der Kokerei Hansa, wo ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit in der Neuordnung der Gasverbundwirtschaft lag, die mit der Stillegung der Kokereien Kaiserstuhl II und Hansa erforderlich wurde.

Neben seinen Aufgaben auf der Kokerei Hansa war Dr. Strunk in die Vorbereitungen für die Inbetriebnahme der Kokerei Kaiserstuhl III eingebunden, für die er als Leiter der schwarzen Seite vorgesehen war. Diese Doppelbelastung, die durch die nahezu zeitgleiche Inbetriebnahme von Kaiserstuhl III und der Außerbetriebnahme von Hansa ihren Höhepunkt fand, stellte Dr. Strunk vor höchste Herausforderungen.

Und es waren mehr als die üblichen Anlaufschwierigkeiten auf der Neuanlage, denn gleich am 2. Weihnachtstag brannte der einzige zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehende Füllwagen ab. Dr. Strunk und seiner Mannschaft gelang es jedoch, nach nur kurzer Produktionspause den Betrieb fortzusetzen. Von längerer Dauer war sicher sein persönlicher Einsatz bei der Inbetriebnahme der bis heute größten Kokstrockenkühlanlage, die ihn mit einer Vielzahl nicht vorhersehbarer technischer Herausforderungen konfrontierte.

 

Zum 1. September 1997 wechselte Dr. Strunk als Leiter der Kokerei Prosper nach Bottrop. Als späterer Leiter der neuinstallierten Betriebsdirektion Kokereien stellte er die Bedeutung der Kokserzeugung der Kokerei Prosper als letzte im RAG-Konzern verbliebene Kokerei durch eine Vielzahl von Maßnahmen heraus. Es gelang ihm, mit dem Ergebnis des Kokereibetriebes einen positiven Beitrag zum Gesamtergebnis des Konzerns zu leisten und fand offene Ohren, als es darum ging, die Kokerei für die Zukunft zu ertüchtigen bzw. zu erweitern.

Wie auch schon bei seinen früheren beruflichen Stationen, hat sich Dr. Strunk in dieser Zeit nicht nur intensiv mit den Alltagsfragen des Kokereibetriebes befasst, sondern er hat auch ständig sowohl eigene Anregungen zu technischen Weiterentwicklungen und Verbesserungen gegeben als auch Forschungs- und Entwicklungspotentiale anderer Projekte erkannt und deren verfahrenstechnische Umsetzung bereitwillig unterstützt. Nicht ohne Grund erhielt daher die Kokerei Prosper im Jahr 2008 den RAG-Innovationspreis.

Zum 1.9.2008 ging Joachim Strunk in den Vorruhestand.

 

Dazu, wie es nun weitergehen sollte, äußerte sich Dr. Strunk bereits in Jahr 1996 in einem Vortrag im Rahmen der Kokereifachtagung in seiner unnachahmlichen Art. Zitat: „Die Vermutung, dass ich kurz vor der Frühpensionierung durch Anpassung stehe und deshalb eine Anschlussbeschäftigung suche, trifft nicht zu. Da ich neben meiner Tätigkeit auf der Kokerei Kaiserstuhl auch noch für den Stillstandsbereich Hansa zuständig bin, wurde ich zwangsläufig mit der Problematik „Denkmalschutz“ konfrontiert….“

Und so war es ihm bereits seit Mitte der 1990er Jahre ein Anliegen, den auf den Kokereien erreichten technischen Stand der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, und stillgelegte Industrieanlage des Bergbaus neuen Nutzungsmöglichkeiten zuzuführen.

Bereits im Jahr 1997 wurde Dr. Strunk zusätzlich zu seinen Tätigkeiten bei der RAG Geschäftsführer der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, eine Aufgabe, die er bis heute innehat. Unter seiner Leitung konnte die Kokerei Hansa, eine der Wirkungsstätten seines aktiven Berufslebens, zum Museum und Zentrum der Stiftung umgestaltet werden. Auch hat er aktiv mit dazu beigetragen, dass die ehemalige Kokerei Zollverein der Öffentlichkeit in der jetzigen Form zur Verfügung steht, mit dem Riesenrad, den begehbaren Öfen und nicht zuletzt der Eisbahn, die im Winter vielen Menschen den Weg zur Kokerei finden lässt.

Herr Dr. Strunk war Mitglied im Vorstand des Vereins Deutscher Kokereifachleute und gehört bis heute dem Vorstand der VDKF-Stiftung an. Über viele Jahre war er Mitglied im Kokereiausschuss, zuletzt bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben Vertreter des Vorsitzenden. Im Europäischen Kokereiausschuss vertrat Dr. Strunk mit die Interessen der deutschen Kokereibetreiber.

Sein reichhaltiges Wissen und seine Erfahrungen hat er in einer Vielzahl von Veröffentlichungen und Vorträgen dargelegt.

Mit Herrn Dr.-Ing. Joachim Strunk ehrt der VDKF einen hervorragenden Koker und liebenswerten Kollegen, der neben der Bewältigung von kokereitechnischen Alltagsfragen sich stets mit äußerstem Engagement sowohl für die Umsetzung neuer Entwicklungen als auch für den Erhalt industriegeschichtlich wertvoller Einrichtungen und Anlagen eingesetzt hat.