Der Vorstand des Vereins Deutscher Kokereifachleute e.V. und die Jury zur Verleihung der Koker-Medaille haben einstimmig beschlossen, die
Koker-Medaille 2014
Herrn Dr.-Ing. Heinz-Rainer Worberg
aus Bottrop
zu verleihen. Mit der Auszeichnung sollen die besonderen Leistungen von
Dr. Rainer Worberg wurde am 28. Dezember 1947 in Essen-Vogelheim geboren. Dort wuchs er in Sichtweite zur Zeche Emil und der späteren Versuchskokerei auf. Die elterliche Gastwirtschaft gestattete dem jungen Rainer einen ersten Einblick in das Bergbauleben, nicht ahnend, dass er später einmal in einem bergbaunahen Beruf tätig sein würde. Zunächst aber wurde Dr. Worberg im Jahr 1954 in die Stadthafen-Schule in Vogelheim eingeschult. Seine Schulkarriere setzte er im östlichen Teil der Gladbecker-Straße fort, als er im Jahr 1958 auf das Leibniz-Gymnasium in Altenessen wechselte. Die Wahl eines neusprachlichen Gymnasiums war dabei vielleicht mehr praktischen Gründen geschuldet, da sich Rainer Worberg eigentlich stärker der Technik verbunden fühlte. Vielleicht war es aber auch eine glückliche Fügung: denn sowohl sein Interesse an der Technik als auch seine Sprachenkenntnisse waren sicher hilfreich bei seinen späteren Tätigkeiten im internationalen Anlagenbau. Dank der sogenannten Kurzschuljahre konnte Rainer Worberg bereits im Jahr 1966 seine Abiturprüfungen erfolgreich ablegen. Zum Wintersemester 1966/67 schrieb er sich an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster mit dem Hauptfach Mathematik ein. Als Nebenfach belegte er Physik. Seinem besonderen Interesse an den Naturwissenschaften ist es zu verdanken, dass der Umfang seines Physikstudiums fast an den eines Vollstudiums heranreichte. Auch das ist ihm sicher in seinem beruflichen Wirken zu Gute gekommen. Nach vier Semestern wechselte er aus familiären Gründen ins Ruhrgebiet zurück und schloss im Jahr 1975 an der Universität Bochum sein Studium mit dem Titel eines Diplom-Mathematikers ab. Zunächst stand dann der Unterhalt der mittlerweile gegründeten Familie mit den zwei Söhnen im Vordergrund. Und so trat Rainer Worberg als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Juli 1975 in die Bergbau-Forschung in Essen, der heutigen DMT, ein, um sich im Kokereibereich als Mathematiker einzubringen. Dort erkannte Defizite bei der mathematischen Behandlung erarbeiteter Korrelationen sowie auch bei der Anwendung der noch jungen Datenverarbeitung gaben die Grundlage für ein umfangreiches neues Aufgabenfeld, das er sich weitgehend selbst gestalten konnte. Sein erstes Projekt waren Untersuchungen zur Leistung des Hochofens in Abhängigkeit von der Qualität des eingesetzten Hochofenkokses. War es zunächst nur die reine Anwendung mathematischer Regeln auf Untersuchungsergebnisse ohne tieferen Bezug zu deren Hintergrund, so wuchs das Interesse von Rainer Worberg an der Kokereitechnik spätestens nachdem er sich intensiv mit den Untersuchungen von Professor Simonis zum Verkokungsverhalten von Steinkohlen beschäftigt hatte. Rückblickend gab Worberg immer gern zu verstehen, dass dieses Interesse besonders auch von Dr. Werner Eisenhut gefördert wurde, der es zudem in liebenswerter Weise verstand, Freude für die Arbeit in diesem Fachgebiet zu vermitteln. Der Mathematiker Rainer Worberg wurde zum Koker. Gleichzeitig erwarb er sich die Anerkennung bei Kollegen und Vorgesetzten dadurch, dass er zeigte, wie man mit einfachen Tools der damals noch jungen Datenverarbeitung die tägliche Arbeit vereinfachen kann. 1978 kam es zu einer ersten Publikation in den Glückauf-Forschungsheften mit dem Titel „Vorausberechnung der Betriebszeit bei der Kokserzeugung durch Temperaturtransformationen“. Vorausgegangen war ein Vortrag vor dem Deutschen Kokereiausschuss. Dort traf er erstmals auf die ehrwürdigen Protagonisten der Kokereibranche. Mancher von ihnen saß ihm später auf Augenhöhe gegenüber. Eines seiner damaligen Arbeitsgebiete betraf die Wärmetechnik des Koksofens. Die dabei entstandenen Kontakte zur Universität Clausthal waren der Beginn einer neuen Etappe im noch jungen Berufsleben von Rainer Worberg. Auf Anregung von Dr. Eisenhut entstand im Jahr 1979 die Idee, die Untersuchungen zur Wärmeübertragung in den Koksofen zu einer Dissertation auszuweiten, die Dr. Worberg im Jahr 1982 dann erfolgreich an der Universität Clausthal abschloss. Der dreijährigen Dauer für die Anfertigung seiner Doktorarbeit kommt dadurch besondere Bedeutung zu, dass er diese weitestgehend in seiner Freizeit durchgeführt hat, während er hauptberuflich weiterhin als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Bergbau-Forschung tätig war. Durch seine wissenschaftlichen Arbeiten und sicher auch durch seine Mitarbeit in verschiedenen Ausschüssen, wie zum Beispiel in der kokereitechnischen Arbeitsgemeinschaft, war man auch im deutschen Kokereianlagenbau auf Dr. Worberg aufmerksam geworden. Und so gab er dem Werben der Firma Carl Still nach und trat zum 1. Februar 1983 in dieses Unternehmen ein. Mitentscheidend für seinen Wechsel war sicher auch Herr Dr. Stalherm, den er noch aus dessen Zeit bei der Bergbau-Forschung kannte, und der jetzt bei Carl Still Leiter der Weiterentwicklung war. Dr. Stalherm, der im Jahr 2008 vom VDKF ausgezeichnet wurde, suchte jetzt einen Koker mit mathematischem Hintergrund zur Entwicklung von Programmen zur Auslegung von Koksöfen. Diese Anforderung konnte Dr. Worberg in hervorragender Weise erfüllen. Nach der Fusion mit der Firma Dr. C. Otto im Jahr 1986 war er im neuen Unternehmen Still-Otto bald allein verantwortlich für die MSR-Technik. Namen, wie Autotherm-S und Bat-Control, sind auch immer verbunden mit dem von Dr. Worberg. In diese Zeit fiel auch der Neubau der Kokerei Kaiserstuhl III. An der Entwicklung des dort errichteten Konsortialofens, der in Zusammenarbeit mit den beiden anderen noch existierenden Baufirmen entwickelt wurde, war Dr. Worberg maßgeblich beteiligt. Nach der Übernahme durch Thyssen Engineering kam es im Jahr 1993 zur Gründung der TSO-Anlagentechnik GmbH, in der Dr. Worberg Leiter des Koksofenbaus wurde. Im Rahmen der Fusion von Thyssen und Krupp wurden im Jahr 1999 auch die zu diesen Unternehmen gehörenden Anlagenbaufirmen gesellschaftlich verflochten. Aus TSO-Anlagentechnik und Krupp Uhde – ehemals Krupp Koppers - wurde die TK-EnCoke. Dr. Worberg wurde technischer Direktor und Leiter der Kokereitechnik als Nachfolger von Dr. Stalherm. Bald danach wurde er in die Geschäftsführung von EnCoke berufen. Unter dem Dach der 2004 gegründeten ThyssenKrupp Uhde GmbH war er Leiter des gesamten Kokereibereichs. Dr.
Worberg hat den Anpassungsprozess im deutschen Kokereianlagenbau in den zurückliegenden
30 Jahren aktiv miterlebt und mitgestaltet. In den letzten Jahren seiner
Tätigkeit bei Uhde erlebte der - früher schon fast totgesagte -
Kokereibereich eine neue Blüte, die
Zu Beginn des Jahres 2013 ging Dr. Worberg in den Ruhestand. Bereits in den Jahren zuvor hatte er sich wieder in Zusammenarbeit mit der Universität Clausthal mit wärmetechnischen Fragen des Koksofens, speziell des Heat-Recovery-Ofens, beschäftigt. Der Universität Clausthal möchte er auch in den kommenden Jahren verbunden bleiben, um in seiner Vorlesung „Planung und Bau von Industrieofenanlagen“ sein Wissen an die zukünftigen Ingenieure weitergeben zu können. Dr. Rainer Worberg ist bis heute als lieber Kollege im Kreis der Koker-Familie und darüber hinaus hoch geachtet. Auch wenn die zeitliche Beanspruchung durch den Beruf sehr groß war, so fand man doch bei ihm auch firmenübergreifend stets ein offenes Ohr.
Wegen seiner besonderen Verdienste zeichnete ihn der VDKF bereits im Jahr 1991 mit seinem Förderpreis aus und 2009 ernannte ihn die Coke Oven Manager Association (COMA) zum „Honorary Fellow“. Heute ehrt der Verein Deutscher Kokereifachleute Herrn Dr. Heinz-Rainer Worberg mit der Verleihung der Koker-Medaille, der sowohl als Wissenschaftler als auch als Manager einen wesentlichen Beitrag zu Fortentwicklung und Fortbestand der Kokereitechnik geleistet und als anerkannter Repräsentant des deutschen Kokereianlagenbaus weltweit Anerkennung erfahren hat.
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